Die Schulart Gemeinschaftsschule, die es in anderen Bundesländern schon sehr lange gibt, ist in Baden-Württemberg die jüngste aller Schularten; sie unterscheidet sich von den „traditionellen“ Schularten Haupt-/Werkrealschule – Realschule – Gymnasium vor allem in ihrer „Lernkultur“, vereint jedoch gleichzeitig diese drei Schularten unter einem Dach:
Die Gemeinsamkeiten:
1. Die Gemeinschaftsschule vereint alle traditionellen weiterführenden Schularten unter einem Dach – das bedeutet, dass hier auf allen drei Niveaus gelernt und gearbeitet werden und auch der entsprechende Abschluss abgelegt werden kann: das grundlegende Niveau mit dem Hauptschulabschluss, das mittlere Niveau mit dem Realschulabschluss und das erweiterte Niveau mit dem Abitur (zum Beispiel an der gymnasialen Oberstufe der Gemeinschaftsschulen). Dass bei uns Lehrkräfte aller Schularten, also auch Gymnasiallehrkräfte, unterrichten, versteht sich damit von selbst.
2. So wie an den Realschulen kann an den Gemeinschaftsschulen ab Klassenstufe 7 ein Wahlpflichtfach aus den Fächern Französisch, Technik und AES (Alltagskultur, Ernährung und Soziales) ausgewählt werden, das auch Prüfungsfach in Klasse 10 ist. Analog zu den Gymnasien kann ab Klasse 8 ein Profilfach (Naturwissenschaft und Technik, Spanisch als dritte Fremdsprache oder eines der Fächer Kunst/Musik/Sport gewählt werden. Hinsichtlich der musischen Fächer gibt sich jede Schule ein Profil; an der Körschtalschule wird das Profilfach Kunst gelehrt und auch von der ganzen Schule gelebt.
Die Unterschiede:
1. Da die Gemeinschaftsschule alle drei Niveaus anbietet (siehe oben), können die Schülerinnen und Schüler in allen Fächern bis einschließlich Klasse 8 zwischen den Niveaus pendeln, je nach Thema und Neigung. So kann länger gemeinsam gelernt werden und eine Entscheidung des Abschlusses wird frühestens in Klassenstufe 8 gefällt.
2. Um diesen Niveaus gerecht werden zu können, bedarf es einer anderen „Lernkultur“: Zwischen einzelnen „Inputphasen“ (die in etwa dem klassischen Frontalunterricht entsprechen) gibt es verstärkt individualisierte Phasen, in denen die Lernenden in den einzelnen Fächern auf dem jeweiligen Niveau arbeiten. Ergänzt wird dieses Lernen durch kooperative Lernformen. Selbstständiges, eigenverantwortliches Lernen wird also großgeschrieben; dieses wird von den Lernenden im Schulplaner oder Lerntagebuch dokumentiert.
3. Ein weiterer wichtiger Baustein der Gemeinschaftsschule ist das Coaching. Jeder Schüler/jede Schülerin wird auf seinem Lernweg von einem Lerncoach begleitet. Coachinggespräche, in denen das Lernen reflektiert und optimiert wird, finden in regelmäßigen Abständen statt.
3. Der wohl wichtigste Unterschied zu den traditionellen weiterführenden Schulen ist der, dass es in der Gemeinschaftsschule bis einschließlich Klassenstufe 8 keine Noten, sondern eine differenzierte Leistungsrückmeldung auf dem gewählten Niveau gibt. Statt eines Zeugnisses erhalten die Schülerinnen und Schüler zweimal jährlich einen so genannten Lernentwicklungsbericht, mittels welchem differenziert vermittelt wird, welche Kompetenzen auf welchem Niveau erreicht wurden. Auf Wunsch der Eltern können jedoch Noten auch ausgewiesen werden. Der Bericht wird im Rahmen eines Lernentwicklungsgespräches mit Eltern und Kind ausgegeben.
4. Im Sinne der Bildungsgerechtigkeit ist eine Gemeinschaftsschule immer auch Ganztagesschule; in Stuttgart an vier Nachmittagen in der Woche. An einem dieser vier Nachmittage bietet der Träger des Ganztages (dies ist an der Körschtalschule die Evangelische Gesellschaft, kurz EVA) einen freizeitpädagogischen Nachmittag an. Die Schülerinnen und Schüler können aus verschiedenen Angeboten trimesterweise eines auswählen. Die Angebote werden entweder von den Sozialpädagog/-innen des Trägers selbst oder von außerschulischen Partnern wie zum Beispiel dem „Gemeinschaftserlebnis Sport“, dem Jugendhaus oder der Jugendfarm gemacht. Einer der anderen drei Nachmittage ist bei uns der so genannte „Flexinachmittag“ - dieser Nachmittag bietet flexiblen Unterricht – online, in Kleingruppen oder auch an außerschulischen Lernorten. Somit bleiben wir trotz des Ganztagesangebots flexibel und gehen auf die Bedürfnisse unserer Lernenden und deren Eltern ein.
Wir Lehrkräfte an der Gemeinschaftsschule versuchen, aus den Augen der Lernenden zu schauen und nicht aus den Augen der Lehrenden. Daher stellt sich uns die Frage: „Was braucht der Lernende, um sein Ziel zu erreichen?“ Nicht alle müssen zur gleichen Zeit das Gleiche tun, sondern jeder einzelne ist auf seinem Lernweg unterwegs.